Tarare 2022
In nur vier Stunden Probenzeit gelang es dem Accordéon Club Amplepuis-Tarare und den mit der Musikschule kooperierenden Akkordeonorchester Herrenberg (AOH) am vergangenen Samstag, ein beeindruckendes Partnerschaftskonzert auf die Bühne zu zaubern. Seit neun Jahren pflegen die beiden Ensembles einen engen Austausch, der nur durch die Pandemie kurzzeitig unterbrochen wurde. Diese langjährige Verbindung spiegelte sich in den "Akkordeonklängen" wider, die das Publikum in der Musikschule aufs Entzückendste begeisterten.
Das über 20-köpfige, deutsch-französische Gemeinschafts-Akkordeonorchester, geleitet abwechselnd von Waltraud Epple-Holom, ihrer französischen Kollegin Marie-Thérése Berraud und dem AOH-Dirigenten Viktor Oswald, präsentierte ein vielseitiges Programm mit Klängen aus Europa, Asien und Amerika. Ob Originalmusik oder Arrangements, klassische E- oder Unterhaltungsmusik – das Publikum wurde in die Vielfalt der Akkordeonmusik eingeführt.


Der Auftakt mit dem epischen "Welcome to Venice" von Hans-Günther Kölz beeindruckte das Publikum direkt zu Beginn des Konzerts. Das Ensemble bewies, dass es nicht unbedingt ein klassisches Sinfonieorchester braucht, um Begeisterung für Schostakowitschs skurrilen "Walzer Nr. 2" zu entfachen. Die musikalische Reise führte weiter nach Mittelamerika mit dem Ritchie-Valens-Hit "La Bamba", der pure Spielfreude im Saal entfachte. Beethovens Fünfte, in einer Bearbeitung von Josef Retter, sorgte für eine faszinierende Gratwanderung zwischen Klassik und Beat, was das Publikum mit frenetischem Beifall belohnte.
Im Repertoire durfte natürlich auch Astor Piazzolla nicht fehlen. Statt des oft gespielten "Libertango" präsentierte das Orchester den weniger bekannten zweiten Satz der Suite Troileana, gekennzeichnet durch scharfe Akkorde und eine Prise Melancholie mit Dissonanzen. Die Partisanen-Hymne "Bella Ciao" beschwor den Geist des antifaschistischen Widerstands herauf, während das humorvolle "Verrückter Wecker" mit den tickenden Klopfgeräuschen des Schlagzeugs für Schmunzeln im Saal sorgte. Der bekannte Hit "Altes Fieber" der Toten Hosen und das dramatische "New York Tango" rundeten das Programm mit raffinierten Thrillerelementen ab.
Nach dieser beeindruckenden Leistung erntete das Orchester stehende Ovationen. "Wir können es noch" – dieser Beweis wurde zweifelsohne nach zwei Jahren Pandemie erbracht. Die Musiker freuen sich bereits auf die nächste Begegnung im Jahr 2023, wenn sie das zehnjährige Bestehen ihrer Orchester-Partnerschaft gemeinsam feiern werden. Zwei französische Akkordeonspieler betonten, dass sie in den vergangenen Jahren eine wunderbare Freundschaft aufgebaut haben, die sie mit der traditionellen Zugabe "Friends forever" besiegelten.
